2020 - Juli
Donnerstag 09.07. 20°°
Freitag 10.07. 21°° !
Spätvorstellung
Der Kunst
der Nächstenliebe
Fra. 2019, 103 Min.
Regie: Gilles Legrand
Isabelle ist eine sehr engagierte Frau. Sie hilft bei gemeinnützigen Einrichtungen, eilt von einem Bedürftigen zum nächsten, von der Kleiderspende zur Suppenküche. Isabelle ist einfach süchtig nach Wohltätigkeit, ein wandelndes Helfersyndrom. Mit viel Leidenschaft unterrichtet sie Lesen und Schreiben in einem Sozialzentrum. Ihre Schüler können ihren Methoden zwar nicht immer folgen, doch die Klasse hat Isabelle als über-fürsorgliche Beschützerin akzeptiert. In der Parallelklasse aber unterrichtet die junge und kluge Elke, die mit ihren modernen Methoden Alphabetisierungs-Wunder bewirkt. Wenn auch ungewollt, lockt Elke damit Isabelles Schüler in ihren Kurs. Und plötzlich ist es mit Isabelles Sanftmut vorbei. Sie ist eifersüchtig und kann den Gedanken nicht ertragen, von ihren Schützlingen verlassen zu werden. Isabelles Eifer gerät außer Kontrolle. Schnell verfällt sie auf noch größere Anstrengungen, um ihre Schüler von ihren unbegrenzten Großzügigkeits-Ressourcen zu überzeugen: sie lässt sich auf das waghalsige Abenteuer ein, ihre teilweise noch nicht alphabetisierten Schüler kostenlos in die Fahrschule zu schicken. Mit einem zur Mildtätigkeit erpressten Partner gründet Isabelle die erste soziale Fahrschule. Doch dann sind es diejenigen Menschen, die ihr am nächsten sind, die ein wenig mehr von ihrer sonst so maßlos verteilten Großzügigkeit und Liebe einfordern: ihre Familie.
Mit scharfer Zunge und noch schärferem Blick geht Regisseur Gilles Legrand der neuen Liebe zur Moral auf den Grund. Zusammen mit seiner wunderbaren Hauptdarstellerin Agnès Jaoui gelingt ihm mit diesem Film eine raffinierte und belebende Komödie über die wahre Natur des Helfens.
(n. Neue Visionen Filmverleih) ( Trailer unter youtube )
Donnerstag 16.07. 20°°
Freitag 17.07. 21°° !
Spätvorstellung
Crescendo -
#makemusicnotwar
Dt. 2019, 102 Min.
Buch u. Regie: Dror Zahavi
Im Rahmen von Friedens-verhandlungen zwischen Diplomaten aus Israel und Palästina soll in Südtirol ein Konzert eines Jugendorchesters junger Palästi-nenser und Israelis unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Die Jugendlichen wollen die Friedensbemühungen, die in ihrem Mikrokosmos bereits gefruchtet haben, nicht aufgeben und sehen nach und nach im gemeinsamen Zueinanderfinden und Musizieren einen ersten Weg zur Überbrückung von Hass, Intoleranz und Terror. Hat die Musik die Kraft, trotz der vielen Herausforderungen und Hindernisse Brücken zwischen den jungen Menschen verschiedener Religionen und verhasster Nationalitäten zu bauen?
So spannend wie emotional überzeugend und großartig gespielt. Der Film setzt ein inspirierendes und wichtiges Zeichen auch über seinen eigentlichen Inhalt hinaus. Sich kennen lernen, miteinander sprechen, Grenzen überwinden. Zitat BR Klassik: „So groß die Wut und der Hass auch sein mögen, es gibt immer einen Weg, wieder aufeinander zuzugehen. Wir müssen uns nur dazu entscheiden.“
(n. Camino Filmverleih) ( Trailer und Filmwebseite )
Donnerstag 23.07. 20°°
Freitag 24.07. 21°° !
Spätvorstellung
Das Wunder
von Taipeh
Dt. 2019, Dok., 85 Min.
Buch und Regie:
John David Seidler
1981 lud Taiwan zu einer ersten Fußballweltmeisterschaft der Frauen ein – zu einer Zeit, als der DFB den Frauenfußball, der in Deutschland bis 1970 offiziell verboten war, mehr duldete als förderte. Da die Gründung einer Frauennationalmannschaft für den DFB bis dato nicht von Interesse war, ging die Einladung an die deutschen Rekordmeisterinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach. Die ehemaligen Spielerinnen, die zum Teil noch in einer illegalen Thekenmannschaft auf einem Aschenplatz in Köln-Dellbrück begannen, erzählen im Film von den heute absurd anmutenden Bedingungen, unter denen sie für ihren großen Traum vom Fußball kämpften, gegen alle Widerstände und mit einer gehörigen Portion Humor. Ohne jede Unterstützung des DFB spielten sie vor hunderttausenden begeisterten Zuschauern in den WM-Stadien und live im taiwanesischen Fernsehen das Turnier ihres Lebens. Angeführt von Ausnahmetrainerin Anne Trabant-Haarbach, die gleichzeitig als Stürmerin mitspielte, wurde “Team Germany“ aus Bergisch Gladbach Weltmeister. Mit 25 Toren und ungeschlagen.
Begleitet von historischem Filmmaterial – Zeitzeugnisse einer Männerwelt, die heute umso anachronistischer wirken – erzählt der Film eine Fußballgeschichte, in der es um viel mehr geht als sportlichen Erfolg, nämlich um Gleichberechtigung und Anerkennung.
(n. mindjazz pictures Filmverleih) ( Trailer und Filmseite Verleih )
Donnerstag 30.07. 20°°
Freitag 31.07. 21°° !
Spätvorstellung
DER DOLMETSCHER
Slov./CZ/Öster. 2018, 113 Min.
Buch u. Regie: Martin Šulík
Der in Bratislava lebende Dolmetscher Ali Ungár reist nach Wien um vom mutmaßlichen Mörder seiner Eltern, die im Holocaust getötet worden sind, zu erfahren, wo sie verscharrt worden sind. Doch statt des ehemaligen SS-Offiziers Kurt Graubner findet er nur dessen Sohn Georg vor, der ihm erklärt sein Vater sei bereits verstorben. Georg hat es sich sein ganzes Leben gut gehen lassen, er ist das genaue Gegenteil des ernsthaften und grüblerischen Ali. Zuerst abweisend, beginnt er in dem unerwarteten Besuch eine Chance zu sehen, den dunklen Fleck auf seiner Familiengeschichte endlich aufzuarbeiten. Er engagiert Ali kurzerhand als Fremdenführer und Übersetzer für eine gemeinsame Reise durch die Slowakei. Zusammen wollen sie die wenigen noch lebenden Zeitzeugen und ihre Nachkommen aufstöbern, die ihnen etwas über dieses dunkle Kapitel in der Vergangenheit erzählen können. Durch ihre konträren Ansichten und Erfahrungen kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den Senioren, aber auch zu komischen Momenten. Ihre Tour durch die heutige Slowakei wird für beide zu einem Ausflug in die eigene Vergangenheit. Sie müssen feststellen, dass die Konflikte, die sie ein Leben lang schweigend begleitet haben, hier ihren Anfang nahmen. Das Opferkind Ali und das Täterkind Georg finden endlich den Zuhörer, den sie ihr ganzes Leben gesucht haben.
Ein ebenso nachdenkliches wie unterhaltsames Roadmovie über zwei sehr unterschiedliche Männer die nach und nach ihre Seelenverwandtschaft entdecken. Mit Jiří Menzel und Peter Simonischek in den Hauptrollen hat Regisseur Martin Šulík dabei zwei herausragende Darsteller gewonnen, die den Film zu einem bemerkenswerten Gipfeltreffen europäischer Filmschaffender machen.
(n. film kino text) ( Trailer bei vimeo )